Freitag, 29. März 2013

Aus meinem Archiv:

Als Ergänzung zu meinem vorherigehenden Post, den ich mit lieben Menschen diskutieren durfte, hier noch ein Essay zur


Apologie der Aporetik

Man möchte meinen, die Erörterung von unlösbaren Problemen (Aporien) habe keinen Zweck. Dabei scheint als ein selbstverständliches Vor-Urteil mitzuschwingen, ein Zweck bestünde in einer Lösung des Problems. Mit dieser einseitigen Orientierung auf ein Ziel hin ist jedoch der Weg zu einer genauen Erörterung eines Problems versperrt. Sinn scheint nur dogmatisch sich zu erschließen, eine skeptische Auseinandersetzung scheint - ob dieser einseitigen Teleologie - ausgeschlossen. Dagegen ist zu setzen, dass vielleicht auch schon eine genaue Erörterung eines Problems, ohne eine feste Ziel- oder Lösungsvorstellung, das Abwägen des Für und Widers, für Kommunizierende und Diskutierende Sinn macht: Auch ohne eine Lösung ist dann ein Problem immerhin ausgiebig beschrieben, erörtert und benannt. Dies ist - als eine Form der Kunst - philosophisch als Aporetik benannt worden, eine Kunst, die einer Zielvorstellung entsagt, oder: das Ziel der Diskussion von einem (dogmatischen) Lösungsvorschlag in eine adäquate (skeptische) Erörterung eines Problems zu verlagern weiß. Genau darin ist die Kunst der Aporetik zu sehen: Ohne feste - oder gar dogmatische - Zielvorstellung eine dem Sujet adäquate Erörterung und Diskussion zu suchen. Aus diesem Grund hier diese kleine Apologie der Aporetik.

CF, 15.06.07

Sonntag, 24. März 2013

Dialektik und Skepsis


Dialektik und Skepsis

Einige Stimmen – unter anderem die eines buddhistischen Häretikers - mahnten mich zur Einfachheit und Verständlichkeit der Rede: »Wenn man Dinge nicht einfach sagen kann, sollte man sie gar nicht sagen.« -

Und: »Einige Leute versuchen sich dadurch intelligent zu fühlen, dass sie Fremdwörter und Abstraktionen benutzen.«

Dazu muss bemerkt werden, dass – einerseits – der Wert der Einfachheit in der Verständlichkeit liegt, aber – andererseits – der Wert der Abstraktion in einer präzisen Vereinfachung zu sehen ist, damit allerdings allemal wiederum einer Verständlichkeit zuarbeitet.

Dem Ethos einer einfachen, verständlichen Sprache und Kommunikation steht jedoch die Komplexität der Welt gegenüber: Ist eine der Sache gerechte und angemessene Beschreibung in einfachen Worten überhaupt möglich und erstrebenswert? – Hier ist Skepsis angebracht: Skepsis gegenüber einer an Simplifizierung krankenden Einfachheit der Rede. –

Andererseits – um den dialektischen Anspruch dieses Essays einzulösen – ist ebenso Skepsis angebracht an einer verkomplizierenden Ausdrucksweise, welche - besonders in Alltagskommunikationen – eben manchmal nur dazu dient, um dem Sprecher den gewissen intellektuellen oder wissenschaftlichen Touch zu verleihen, was eben bei den Hörern nicht immer so gut ankommt oder sie gegebenenfalls auch überfordert. –

Es bleibt das Ethos der Verständlichkeit von Abstraktionen und Fachbegriffen, welches jedoch eventuell nur einem kleinen Kreis von Fachleuten und Experten zugänglich ist, der diese dann auch zu verstehen in der Lage ist.

»Wofür Du hier einen Orden bekommst, bekommst Du dort einen in die Schnauze.«
(Prof. Dr. Helmut Richter)

Das ist natürlich eine Aporie, ein unlösbares Problem. –
Eine mögliche Lösung dieser Aporie mag in zwei kommunikativen Verhaltensweisen liegen: Das – zur kommunikativen Kompetenz gehörige – Codeswitching einerseits, ein »recipient design« andererseits. Will heißen: Den je eigenen Sprachstil (Code) je nach sozialer Rolle und damit Zugehörigkeit zu wechseln, und, seine Rede auf den Hörer zuzuschneiden (recipient design).  

CF, Blunk, 24./29. März 2013