Montag, 10. September 2007

Glaube

Ich ward zwar evangelisch-lutherisch getauft und konfirmiert, doch ernsthafte Gedanken über meinen Glauben habe ich mir erst während meines Studiums hier in Berlin gemacht: Insbesondere durch zwei Seminare in der Religionswissenschaft zu »Nietzsches Religionskritik«, in denen klar wurde, dass der gute Bursche die christliche Religion insbesondere ob ihrer moralischen Machtausübung durch Priester und Pastoren kritisierte, zweifelte ich an meinem tradiertem christlichen Glauben. Und trotzdem ich nicht, wie der Rest meiner Familie, aus der Kirche ausgetreten bin, überkommt mich ein kleines Gefühl der Scham von Unaufrichtigkeit, wenn ich bei einem Kirchgang das Glaubensbekenntnis mitzusprechen habe. Nicht zu vergessen auch die ungelöste Frage (Aporie) der Theodizee (si deus, unde malum? - Wenn es einen Gott gibt, warum gibt es dann das Böse auf der Welt?). Da ist mir die Forderung des Existentialisten Jean-Paul Sartre nach Aufrichtigkeit schon lieber. Oder die Überlegungen zu dem absurden Menschen von Albert Camus. In dessen Anschluss nicht zu vergessen die Gedanken eines Solipsismus. Dies als kleiner philosophischer Ausflug zum Thema Glaube. Aus der Kirche austreten werde ich trotz meines Skeptizismus nicht. Seinerzeit war folgendes bei mir ein Topos: »Ideologien als Religionsersatz«. Das deutet auf meine religionswissenschaftliche Überzeugung hin, ein jeder Mensch brauche einen Glauben oder eine Überzeugung. -
Mein Interesse für den Buddhismus dagegen ist schon so etwa 17 Jahre her (eben nicht »alt«), und wurde durch die Freunde, mit denen der TFCWED gegründet wurde, gründlich wiederbelebt. Mit diesen Erfahrungen bleibe ich nun ein weiteres Mal skeptisch, und wenn man mich bezüglich meines Glaubens beschreiben möchte, dann bitte als einen Gläubigen zwischen Christentum und Buddhismus. Und als Skeptiker, selbstverständlich.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na sag mal, schließen sich Skeptizismus und Glaube nicht grundsätzlich aus. Entweder ich glaube, dann weiß ich es aber nicht, denn sonst wüsste ich und brauchte nicht zu glauben, oder aber, weil ich erkenne, dass Glauben eben impliziert das Geglaubte eben nicht zu wissen,bin ich skeptisch. Dann aber glaube ich nicht mehr, sondern zweifle.

Anonym hat gesagt…

Und kannst Du die Zeiten nicht mal vernünftig einstellen. Die offensichtlich falschen Angaben bringen mich regelmäßig durcheinander. uomoP

Christian Ferch hat gesagt…

Ja, das ist schon so eine Sache. Mein skeptisches Credo ist: »Weder glaube ich, noch glaube ich nicht.« - Glauben tu ich immerhin an das Gute im Menschen wie Gnade oder Mitgefühl. Jedoch mit einem Glauben an einen Gott habe ich - wie beschrieben - so meine Probleme.
Das mit den Zeiten werd' ich mal versuchen.

Christian Ferch hat gesagt…

@ u.P.: Das mit den Zeiten hat nicht geklappt. Halte Dich einfach an das Datum. Das muss dann genügen. Das Skeptis (!) und Glaube sich ausschließen, glaube ich nicht. Nur ein radikaler Skeptizismus glaubt an gar nichts mehr.

Anonym hat gesagt…

Der Glaube kommt aus dem Herzen. Die Vernunft muß ihn festigen. Glaube und Vernunft sind nicht Gegenkräfte, wie manche Leute meinen. Je tiefer der Glaube ist, um so mehr schärft er die Vernunft. Wenn der Glaube blind wird, stirbt er.(Mahatma Gandhi)
Grüße aus FH

Christian Ferch hat gesagt…

Volltreffer! Das ist der Punkt: Dass die Vernunft den Glauben stärkt, eben das ist mein Problem, da ich zwei Seminare zu »Nietzsches Religionskritik« besucht habe. Das Problem, einen Glauben durch die Vernunft zu erfassen, löst der Buddhismus: Einsicht in ethische Werte wird hier gefordert, kein »blinder« Glaube. Grusz nach FH!

Anonym hat gesagt…

Wieso nennt sich der Blogger denn hier Maximilian, wo er doch Christian heißt?

Christian Ferch hat gesagt…

@anonym: Dazu bitte den post »Der Ursprung eines Pseudonyms« (Juni) nachlesen.