Sonntag, 9. September 2007

Ein Buchhändler

Es war einmal in einer schönen Zeit, da fuhr ich täglich mit dem Fahrrad zur Freien Universität Berlin, und besuchte so manches Mal eine Buchhandlung auf meinem Rückweg, um ein Fachbuch zu bestellen, wenn es das Portemonnaie erlaubte, oder um einfach mal in der Vielfalt der Bücher zu stöbern. Da kam ich ins Gespräch mit einem ebenso pfiffigen wie netten Buchhändler, Herrn G., der mir über die Welt der Bücher Auskunft geben konnte, was ich mit meinen Erfahrungen an der Uni zurückzuzahlen vermochte: Eben dass es auch noch in der Wissenschaft einen Zeitgeist gäbe, dass ich - der sich auf der Suche nach einer engültigen Wahrheit befand - darum etwas enttäuscht wäre. In meiner Krankheitsphase behauptete ich daher meiner Frau Mutter gegenüber, ich sei hier (s. »Heimat«!) bekannt, wenn nicht gar charismatisch anerkannt. Das wurde mir als pathologisch angerechnet... -
Nach einer zwei- bis dreijährigen Pause der Besuche in der Buchhandlung - ich hatte den misanthrophischen und bequemen Weg der Internet-Bestellung gewählt - tauchte ich einmal wieder in der Buchhandlung auf, und, siehe da, Herr G. begrüßte mich mit dem Worten: "Guten Tag Herr Ferch, wie geht es Ihnen?" Er kannte mich also immer noch, was der Einschätzung meiner Frau Mutter, mein Charisma sei immer nur eingebildet, immens widersprach. - Nun ging ich zum Erwerb von Büchern wieder regelmäßig in die Buchhandlung, nicht zuletzt, um den spitz- bis lausbübischen Esprit des Herrn G. zu genießen. Einst wollte ich mir ein buddhistisches Buch anschaffen, und traf in der Buchhandlung Herrn G. an. Ich nannte ihm für die Bestellung Autor und den Titel »Egoismus besiegen«. Da schaute er mich nur schelmisch an und fragte: "Warum?" ... -
Nun ist er fort aus Lichterfelde, er hat einen neuen Job am Kaiserdamm. Eigentlich mehr als ein wenig schade.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ha!!! Egoismus besiegen, schon tausendmal habe ich Eure geistige Heimat abgerissen und niedergebrannt!

Euch aber aus reiner Freundlichkeit aus den Ruinen neu erschaffen. Also sind Egoismus und Altruismus nicht dichotom sondern komplementär.

Denkt mal drüber nach liebe Kinder
Cristorph Furcht