Freitag, 29. Juni 2007

Sinn

»Der Sinn - und dieser Satz steht fest - ist stets der Unsinn, den man läßt.« beginnt Odo Marquard seine Überlegungen zur »Diätetik der Sinnerwartung«. - Wer selbst am Sinn des Lebens zweifelt, oder wen diejenigen Leute, die dem Leben emphatisch einen Sinn absprechen, einfach nerven, dem sei dieser kleine Text (in: Odo Marquard: »Apologie des Zufälligen«, Reclam 8351, S. 33ff) empfohlen. Darin dreht es sich - begriffsdifferenziert in Fragen Sinn - neben dem Unsinn eines absoluten Sinns eben auch um die Fähigkeit, etwas zu »merken«: "Sinn hat, wer merkt. Wer durch merken genießen oder leiden kann." -
In diesem Sinne hat dieser Blog schon einen - sinnlichkeitsbezüglichen - Sinn: Nämlich, dass ich darunter leide (etwas merke), dass keiner so recht etwas zu den vorgeschlagenen Themen sagen will, keinen Kommentar abgibt. OK: Da gibt es schon Hindernisse, wie etwa die obligatorische Anmeldung bei google.de, aber so etwas kann und will ich kaum gelten lassen. Da erinnere ich mich an die Zeit, als ich meine Studentenzeitung »Die Spitze« am germanistischen Institut der Freien Universität Berlin verfasste: Auch damals gab es kaum ein feedback, höchstens mal ein freundliches Schulterklopfen. Keiner wollte da so recht mitmachen, immer mit der Ausrede, ich könne es ja eh am besten. Das Schreiben. Naja: Ist das nun Hochachtung oder gut getarnte Ignoranz? Keine Ahnung.
»Der Sinn - und dieser Satz steht fest - ist stets der Unsinn, den man läßt.« -
Meine Gedanken in einen nicht antwortenden Äther des Internets zu schreiben: Naja, das macht immerhin im Sinne des Merkens einen Sinn. Das Bemerken des eigenen Denkens.

Maximilian

3 Kommentare:

enzo berl hat gesagt…

Hi Alter, nun habe ich mich anjemeldet und kann einen Comment posten.

Eben geradefeile mir noch ein, dass es bestimmt daran liegt, dass Du über ein extremes Minderheitenthema schreibst. PS Odo hat von Wilhelm abjeschriem: Das Gute, dieser Satz steht fest, ist stets das Böse, was man lässt. Nu ja, eine flache Analogie ist auch noch drin. Odo Papodo. Dein Heinz

enzo berl hat gesagt…

Die Uhrzeit des Kommentars ist falsch. Sie ist 22:00 Uhr.

Christian Ferch hat gesagt…

Ok,ok: Das mit der genauen Uhrzeit scheint hier nicht recht zu klappen.
Ja, das hatt er Odo auch zugegeben, dass das eine Variante von Busch ist. Der sei umgedrehter Plotin: "[...] nicht das Böse ist Mangel (privatio boni), sondern das Gute ist Mangel (privatio mali): es ist die Absenz des Schlimmen. Das war die These Schopenhauers: Busch ist gereimter Schopenhauer, womit ich nicht behaupte, daß Schopenhauer ungereimt ist." (ebd., S. 33)Danke dem enzo berl für seinen "Comment"
Max